Am Donnerstag, 20. März 2025, wurde in den Räumen der Volkshochschule Kassel (Wilhelmshöher Allee) die Ausstellung „Ich muss täglich mit der Überführung in ein KZ rechnen“ eröffnet. Konzipiert und gestaltet von der AG Geschichte der Initiative Gedenkort Polizeipräsidium Königstor e.V. zeigt sie Biographien von Frauen und Männern, die durch die Haftzellen der dortigen nordhessischen Gestapozentrale gegangen sind.

Bei der Eröffnung erinnerte die Vertreterin der VHS an die Zusammenarbeit mit dem Verein im Frühjahr 2024, als im großen Saal Expert*innen aus Stuttgart und Hamburg über Erfahrungen mit dem Umgang mit solchen historischen Orten berichteten, um Anregungen und Hinweise für die Ausgestaltung eines solchen Gedenkortes in Kassel geben zu können. Für die Volkshochschule sei die Beschäftigung mit dem Thema der NS-Verfolgung und den lokalen Folgen eine dauerhafte Verpflichtung auch für das Angebot zur politischen Bildung.

Anschließend erläuterte Dr. Ulrich Schneider (AG Geschichte) den Rahmen dieser Ausstellung, mit der noch lange kein vollständiger Überblick über diese Haftstätte gegeben werden könne. Man habe mit den Tafeln zeigen wollen, dass es Menschen aus Kassel und Umgebung waren, die als Opfer der NS-Verfolgung in den Fängen der Kasseler Gestapo, die von 1933 bis 1938 im Gebäude des Polizeipräsidiums ihre Sitz hatte, in diesen Haftzellen des Polizeipräsidiums eingekerkert waren. Zuerst seien es politische Gegner gewesen, Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, Funktionsträger, wie Ortsbürgermeister und andere, später viele, die sich nicht an die faschistische „Volksgemeinschaft“ angepasst hatten, darunter selbst Pfarrer, bevor sie in das KZ Breitenau verschleppt wurden. Auch jüdische Verfolgte erlitten diese Haftzellen.

Er verwies darauf, dass neben den Mitglieder der AG Geschichte auch Prof. Dr. Dietfried Krause-Vilmar und Jochen Boczkowski (Stolpersteine in Kassel e.V.) Beiträge für diese Ausstellung geleistet haben.

Eindrucksvoll ergänzte anschließend Ruth Altenhein, Mitglied der AG Geschichte, das Verfolgungsschicksal ihres Großvaters, der von Korbach nach Kassel verschleppt wurde und in diesen Haftzellen leiden musste, bevor er wegen politischer Gegnerschaft verurteilt wurde. Ausgehend von einem Erinnerungsbericht ihres Vaters schilderte sie die fatalen Auswirkungen des NS-Terrors auf die Familie, ein Bericht, der bei den Besuchern tiefe Betroffenheit auslöste.

Mit einem Rundgang durch die Ausstellung und intensiven Gesprächen zwischen den Anwesenden endete die Eröffnung.

Die Ausstellung ist noch bis zum 10. Mai zu den Geschäftszeiten der VHS (9:00 – 19:00 Uhr) zu besichtigen.